Krankes Gesundheitssystem oder Krankheit als System?

Veröffentlicht am 3. November 2024 um 21:25

Ein Gesundheitssystem, das uns krank macht – dieser Gedanke mag zunächst widersprüchlich klingen, spiegelt aber eine Realität wider, die viele Menschen erleben. 

Ein Beispiel, das jeder kennt: Wartezeiten beim Arzt. Stundenlanges Sitzen in überfüllten Warteräumen, nur um am Ende einen Termin zu haben, der oft auf wenige Minuten beschränkt ist. In dieser kurzen Zeit hat der Arzt kaum Gelegenheit, wirklich zuzuhören und auf das einzugehen, was den Patienten tiefgehend beschäftigt. Die Beratung erfolgt in aller kürze und oftmals recht oberflächlich, Fragen werden zwar beantwortet, aber man verlässt die Praxis oft mit dem Gefühl, nicht wirklich verstanden worden zu sein. Zumindest Symptomen wurde die nötige Aufmerksamkeit zu teil, den die gilt es jetzt per Rezept mit einem entsprechendem Medikament zu behandeln.

In Apotheken ist die Situation dann oftmals sehr ähnlich: lange Schlangen, ein schnelles Abfertigen, wenig Zeit für eine persönliche Beratung. Dabei sind es häufig die kleinen Details während eines ausgedehnten Gespräches in guter Atmosphäre– wie sich jemand fühlt, welche Erfahrungen er gemacht hat – die entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung sind. Doch in einem System, das auf Effizienz und Kostensenkung ausgelegt ist, bleibt wenig Zeit und Raum für das Zuhören, Nachfragen und die individuelle Auseinandersetzung.

Ein ganzheitlicher Ansatz könnte hier eine Antwort bieten. Ein Ansatz, der nicht nur die Symptome behandelt, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit sieht – physisch, psychisch und sozial. Ein solcher Ansatz kombiniert die schulmedizinische Diagnostik und Therapie mit komplementären Methoden, die den Patienten in den Mittelpunkt stellen. Dabei geht es nicht darum, eine Form der Therapie gegen die andere auszuspielen. Es geht vielmehr um ein „sowohl als auch“, das beide Seiten integriert: die evidenzbasierte Medizin und ergänzende Heilverfahren, die sich gegenseitig bereichern und unterstützen.

 

Jede Form der Therapie hat ihre Berechtigung!

Akute Erkrankungen und Notfälle erfordern oft schnelle, gezielte Maßnahmen der Schulmedizin. Doch bei chronischen Beschwerden oder psychosomatischen Leiden kann eine umfassendere Betrachtung – bei der auch Lebensweise, Stressfaktoren und emotionale Belastungen einbezogen werden – entscheidend sein. Der Schlüssel liegt im Miteinander und in der Offenheit, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Nur so können wir ein Gesundheitssystem schaffen, das uns nicht nur kurzfristig behandelt, sondern langfristig stärkt. Das Zuhören, Verstehen und die Zeit für den Einzelnen müssen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Denn nur wenn man wirklich hört, was den Menschen bewegt, kann man ihm auch nachhaltig helfen.

 

In diesem Sinne: bleib X.UND 

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